Nachdem ich zuletzt mit Walter Moers feststellte, dass meine aktuelle Lesestimmung nach Fantasy verlangt, erlag ich in der vergangenen Woche einer Sucht. Die Verwendung dieses Begriffes mag zunächst etwas übertrieben erscheinen, doch ich fühlte unleugbar einen gewissen Sog, der mich ruhelos und unleidlich zurückließ, wenn ich dann doch mal in der Uni zu erscheinen oder zu arbeiten hatte. Worin genau besagte Sucht bestand? In Jonathan Strouds fünfteiliger »Lockwood & Co.«-Reihe, die ich innerhalb von vier Tagen durchsuchtete.
Die Geschichte spielt in London, das seit nunmehr 50 Jahren mit dem sogenannten »Problem« zu kämpfen hat, Geistern, die in die Welt zurückkehren und Menschen mit einer bloßen Berührung zu töten vermögen. Da nur Kinder fähig sind, die übernatürlichen Erscheinungen zu sehen, zu hören und zu fühlen, werden einige besonders begabte von ihnen in Agenturen ausgebildet, um die »Besucher« zu vertreiben. »Lockwood & Co.« ist eine dieser Agenturen, die kleinste Londons, bestehend aus Anthony Lockwood, George Cubbins und Lucy Carlyle, welche sich im ersten Band der Reihe einer kostspieligen Klage gegenübersehen, nachdem bei einem Einsatz das halbe Haus der Auftraggeber zerstört wurde…
Da es im Jugendbuchbereich schwer ist, wirklich gute Fantasy und Science Fiction zu finden (zumindest meiner Erfahrung nach), griff ich in meiner zwar kurierten, aber noch angeschlagenen Lesestimmung auf den mir bereits durch die Bartimäus-Reihe wohlwollend in Erinnerung gebliebenen Jonathan Stroud zurück. Denn eines ist sicher: er weiß, was er tut. Konkret bedeutet das, dass uns hier eine runde, in sich geschlossene Welt geboten wird, dass wir konsistenten Charakteren gegenüberstehen, die wir als LeserInnen tatsächlich einschätzen können und dass Hinweise auf die Auflösung rechtzeitig eingebaut werden, sowohl innerhalb der einzelnen Teile, als auch in Bezug auf den der Reihe übergeordneten, sich zuspitzenden Konflikt.
Die ProtagonistInnen wuchsen mir allesamt ans Herz (insbesondere eine gewisse freche übernatürliche Kreatur, die beim Bartimäus-Schöpfer natürlich nicht fehlen durfte) und ihre Dynamik untereinander überzeugte mich durchgehend. Es war ganz einfach spannend, ihren Abenteuern zu folgen, mitunter sogar recht gruselig, denn Anna Thalbach, die vier der fünf Hörbücher spricht, weiß ganz genau, wie man Stimmungen aufbaut…
Kurzum: Ich hatte Spaß mit »Lockwood & Co.«, das meiner Ansicht nach für Fans übernatürlicher Ermittlungen sämtlicher Altersgruppen geeignet ist (aufgrund der teilweise doch recht schauerlichen Beschreibungen vielleicht doch weniger für jüngere Kinder). Hoffend auf eine Fortsetzung, ließ sich Stroud am Ende doch so einiges offen, verbleibe ich mit weihnachtlichen Grüßen und lege euch einen Blick in die Lese- bzw. Hörprobe wärmstens ans Herz.
Jonathan Stroud | Lockwood & Co. – Die Seufzende Wendeltreppe | Aus dem Amerikanischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung | Gelesen von Judith Hoersch | cbj audio | 10h 30 | Preis: 19,99€ | ISBN 978-3-8371-2234-3
Das klingt sehr spannend. Werde ich mir mindestens für meine Frau merken. Vielleicht auch für unsere Söhne. 🙂
Das freut mich! Wie alt sind deine Söhne denn? ☺
7 und 9 sind sie und lesen beide gerne. 🙂 Da meine Frau aber gerne Fabtasy-Kinderbücher liest, wird sie vermutlich als erste testen und dann schauen, für wen es geeignet ist. 😉
Ach, das ist natürlich praktisch! Dann wird ihr das hier hoffentlich gefallen! 🙂