Buchboxtest #2

Wenn ich mich einmal in einem Thema verbeiße, dann richtig. Und so habe ich heute nicht nur einen neuen Buchboxtest für euch (hier gehts zum ersten Teil), sondern auch ein zweiteiliges Podcastspecial im Bibliotop passend zum Thema. In Teil 1 schauen wir uns an, wo Buchboxen herkommen, was sie mit Buchgemeinschaften zu tun haben und wie ihre Zukunft aussehen könnte. Teil 2 wird weniger theoretisch: Ich habe die Schmökerbox zu Gast!

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Bookishly Classic book crate

Beginnen wir mit einer Box, die ich in Deutschland vermisse. Jeden Monat wird ein anderer Klassiker ins Licht gerückt und mit allerlei Bookishly exclusive Artikeln verschickt. Der Haken: Brexit lässt grüßen. Wer die britische Box kaufen möchte, muss nicht nur wochenlange Lieferzeiten erdulden, sondern bei Erhalt auch noch 12€ Zoll draufzahlen. Und so ist die Box mit £35,00 zzgl. £10,00 Versand zzgl. 12€ Zoll dann doch etwas zu teuer für den regelmäßigen Spaß, auch wenn man noch einen kleinen Rabattcode auftreibt. Schade, dabei war die Januarbox zu „Pride and Prejudice“ (da musste ich natürlich zugreifen) doch überaus vielversprechend…

WAS WAR DRIN?

  1. Jane Austens „Pride and Prejudice“, Wordsworth Classics mit Bookishly Umschlag
  2. Penguin Modern N° 44
  3. Bilderrahmen mit Buchseite (Bookishly)
  4. Grüner Tee (Jenier x Bookishly)
  5. Kette mit Holzanhänger (Bookishly)
  6. 5x Postkarten Zitate Bennett-Schwestern (Bookishly)
  7. Print A5 Zitat Jane Austen (Bookishly)
  8. Lesezeichen (Bookishly)
  9. Jane Austen Info-Karte (Bookishly)

Beginnen wir mit einem kleinen Ärgernis beim Auspacken der Box. Denn anders als alle bisherigen Boxen hat es gerade diese internationale Variante nicht geschafft, seine Inhalte sicher zu verpacken. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, sie wurden einfach gedankenlos auf einen Haufen geworfen, dann etwas Füllmaterial draufgelegt und fertig. Bei nationalem Versand mögen das die Artikel noch aushalten, als die Box jedoch bei mir ankam, hatten ausgerechnet das Buch und der Bookishly-Buchumschlag einiges abbekommen. Und da wären wir auch schon bei einer Sache, die ich an der Box sehr clever finde. Anstatt eine teure aktuelle Buchausgabe von „Pride and Prejudice“ einzukaufen, setzt Bookishly auf die langweiligen Wordsworth Classics-Taschenbücher und hüllt sie ganz einfach in einen frisch designten Buchumschlag. Ohne Klappentext und Buchrückenbeschriftung zwar, was ich etwas faul fand, aber dennoch: clevere Idee.

Das obligatorische Lesezeichen und den £1-Penguin Modern überspringen wir mal, denn was dann folgt, sind alles Zusatzartikel, die Bookishly eigens für die Box hat herstellen lassen. Selbst auf dem Tee fand ich das Bookishly-Logo. Diese Individualität ist in der Tat eine Seltenheit: Bisher habe ich nur Boxen gesehen, wo vielleicht ein, zwei Zusatzartikel mit einem Sticker versehen oder bedruckt wurden, aber hier steckt dann doch etwas mehr… Professionalität dahinter.

Wie ich im Nachhinein recherchieren konnte, scheinen die Goodies Tee, Lesezeichen, Bilderrahmen und AutorInnen-Infokarte zum Standardrepertoire der Box zu zählen. Insofern ist es tatsächlich ohnehin eher eine Box, die man sich „mal“ kauft. Denn was will man mit zig Bilderrahmen mit Zitaten, so nett sie auch gestaltet sein mögen. Aber das kann man sich wohl ohnehin bei jeder Box mit Zusatzartikeln fragen. Sämtliche Printprodukte waren von hervorragender Qualität (nehmen wir mal den angedatschten Buchumschlag raus) und folgten einem einheitlichen Design, was das Auspacken der Box zu einem wirklich schönen, stimmigen Gesamterlebnis machte. Natürlich machen die Versand- und Zollkosten die Box für das, was sie enthält, zu teuer, aber in Groß Britannien kann sie zweifellos mit der Schmökerbox mithalten.

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The Pass poet

Diese Box ist mit ihrer ersten Ausgabe frisch auf dem Markt und nimmt einen zweimal im Jahr mit in ein anderes Land. Und das nicht nur durch die Auswahl des Buches, sondern auch im beiliegenden Magazin, das „unter anderem Interviews mit Leserinnen und Schriftstellerinnen aus diesem Land, Illustrationen und eine kurze Geschichte der Literaturentwicklung in diesem Land enthält“. Dazu gibt es eine länderspezifische Leckerei und zwei Zusatzsartikel.

Erster Halt von The Pass Poet: Niederlande, repräsentiert durch Marijke Schermers „Unwetter“ aus dem Kampa Verlag.

Hier der Klappentext:

Emilia ist glücklich – mit ihrem Job, mit ihrem Ehe­mann und ihren Kindern, mit ihrem Haus im Grünen vor den Toren Amsterdams. Doch plötzlich wird sie von ihren Erinnerungen eingeholt. Zwölf Jahre lang hat sie ein Geheimnis gehütet, kann sie es weiter verber­gen? Würde ihr Mann verstehen, dass sie so lange ge­schwiegen hat? Während Emilias Welt zunehmend aus den Fugen gerät, zieht das Misstrauen in ihre Ehe ein, und der Himmel über der ländlichen Idylle verfinstert sich.

WAS WAR DRIN?

  1. Marijke Schermers „Unwetter“, Kampa Verlag
  2. Magazin „The Pass Poet“ N°1
  3. Pin Keramik (Katinka Fijs)
  4. 3x Postkarten, selbes Motiv (JanWithThePen)
  5. Stroopwaffel

Wenn ihr nun den Preis-Leistungs-Vergleich zu anderen Boxen zieht und bedenkt, dass es sich bei dem Buch um ein Taschenbuch (ergo günstiger) handelt (merken wir uns diesen Punkt für sämtliche Jugendbuchboxen), kommt ihr natürlich zwangsläufig schnell auf den Gedanken, dass 39,99€ inkl. Versand doch etwas zu happig sind. Erst recht, wenn man The Pass Poet mit der Schmökerbox vergleicht, die dasselbe kostet. Da habt ihr recht, da kann ich nichts gegen sagen.

Ich werde es trotzdem versuchen, weil ich das Konzept dieser Box und all das, für das sie stehen möchte, einfach toll finde. Nicht nur die literarische Weltreise und deren liebevolle Ausgestaltung im Magazin (von weiteren Niederlande-Buchtipps über einen bookish-Reiseführer hin zu persönlichen Geschichten – die Künstlerin des beiligenden handmade Pins wird z.B. interviewt), sondern auch das Ziel, hauptsächlich Autorinnen vorzustellen und Bücher von unabhängigen Verlagen in die Box aufzunehmen. Und: Es handelt sich hier um die erste Box, Herrschaften. Ruhig bleiben. Jeder hat mal angefangen. Und wenn man dann noch bedenkt, dass 10% des Verkaufspreises (Ja, richtig gehört, VERKAUFSPREIS, nicht Gewinn) an eine Stiftung im jeweiligen Land gespendet werden, die sich für den Kampf gegen Analphabetismus einsetzt, dann gebe ich gern zweimal im Jahr 40€ für die Box aus und habe danach nicht unnötigen Plunder rumliegen, sondern Wissen aufgesaugt.

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Bücherbüchse 

Ich habe mir ja vorgenommen, mich durch sämtliche Boxarten zu testen, heißt, auch Jugendbuchboxen wie die Bücherbüchse. Es gibt auch eine „Mordsbüchse“, aber die zu testen schenke ich mir nach dieser Erfahrung hier lieber… Interessant an der Bücherbüchse ist, dass sie neben dem Bemühen, signierte Exemplare oder zumindest signierte Aufkleber zu beschaffen (es gibt auch einen Brief der AutorIn), zum Teil (!) sehr wertige Zusatzartikel beilegt und mittlerweile sogar der Idee der Fairyloot-Box folgt und teilweise Bücherbüchse-Exklusivausgaben mit Farbschnitt anbietet. Was da an Auflage vorhanden sein muss, um sich solche Ausflüge leisten zu können, kann ich nur vermuten. Wobei der Punkt der Gewinnspanne wohl keinen unwesentlichen Anteil daran hat. Doch dazu später noch ein paar Worte.

Thema der hier besprochenen Box aus November 2020 war „Das Ende der Welt“, orientiert am beiliegenden Buch „A Fate Darker Than Love“ von Bianca Iosivoni, das wie alles andere eine Überraschung war.

Hier der Klappentext:

Mächtig, unsterblich und geheimnisvoll. Valkyren sind die Nachfahrinnen der nordischen Götter und die Einzigen, die die Menschheit vor dem endgültigen Untergang bewahren können. Ihr Auftrag: die Seelen gefallener Helden nach Valhalla zu begleiten. Blair, die als Tochter einer Valkyre keine eigenen Kräfte besitzt, hat mit alldem nichts zu tun – bis ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kommt. Doch Blair ist sich sicher, dass es kein Unfall war. Ihre Mutter wurde ermordet. Allerdings will ihr niemand glauben, nicht einmal ihr bester Freund Ryan, für den sie schon lange mehr als nur Freundschaft empfindet. Auf sich allein gestellt macht sich Blair auf die Suche nach der Wahrheit und muss schon bald erkennen, dass ihr Schicksal aufs Engste mit dem der Valkyren verknüpft ist – und mit dem von Ryan.

WAS WAR DRIN?

  1. Bianca Iosivoni „A Fate Darker Than Love“, Ravensburger Verlag
  2. Book Journal (Bücherbüchse)
  3. Sticky Notes (inspiriert durch „Endgame“, Bücherbüchse)
  4. Federmäppchen (inspiriert durch „The 100“, Bücherbüchse)
  5. Brief der Autorin
  6. 2x Postkarte Cover & Illustration
  7. 2x Sticker Cover & Exlibri signiert
  8. Werbeartikel: Postkarte & Lesezeichen signiert zu verschiedenen Büchern von Kira Licht

Das erste, was mir beim Auspacken der Box aufgefallen ist (außer meinem Bedauern um die 35 Euro, die ich für die Box ausgegeben habe), war, dass das Buchcover beim Metalleffekt einen Druckfehler aufwies (der Metalleffekt endet mitten im oberen Drittel abrupt mit einem klaren Schnitt). Ob das nun ein auflagenweiter Fehler war und sie so auch im Handel auslagen, habe ich nicht recherchiert, gehen wir mal davon aus. Jedenfalls war es nicht als Mängelexemplar gekennzeichnet oder irgendein Kommentar dazu zu finden. Kann passieren, muss nix heißen.

Das zweite, das mir auffiel, nachdem ich mir vergangene Boxen näher anschaute, war, dass die Box keine klare Linie in ihrer „Kuration“ aufweist (ja, ich merke selber, wie fehl dieses Wort hier am Platz ist, denn auf irgendeine Auseinandersetzung mit dem Buch wird man vergeblich hoffen – wenn denn überhaupt vorher testgelesen wird). Bei dem Nischencharakter und der Möglichkeit einer klar umrissenen Zielgruppe ist es gerade bei Überraschungsboxen doch extrem wichtig, dass die KundInnen sich bei der Auswahl darauf verlassen können, dass ihnen das Buch zusagt. Hier aber steht das typische Romantasybuch der Novemberbox neben Colleen Hovers „Varity“ (etwas gruselige Liebesgeschichte zweier Erwachsener, die vom scheinbar komatösen Zustand der eigentlichen Frau des Mannes überschattet wird) oder neben dem neuen „Panem“ und dann wieder neben „Concrete Rose“ von Angie Thomas, das Themen wie Rassismus, Gangkriminalität und Sexismus verhandelt. Muss ich mehr sagen?

Ja. Zu den Zusatzartikeln. Wenn wir mal vom Preis absehen, glaube ich durchaus, dass die Box einer Jugendlichen von 14 bis 16 Jahren durchaus gefallen könnte. Irgendwo müssen die KundInnen ja auch herkommen. Insofern werde ich meinen persönlichen Geschmack bei der Gestaltung der Artikel außen vor lassen, weil ich offensichtlich nicht zur Zielgruppe gehöre. Das Book Journal und die Sticky Notes zum Beispiel sind ganz nett gestaltet. Die Fäden werfende Billig-Federtasche ignorieren wir hier mal. Und weiter… Oh. Das wars schon. Mhm.

Ja gut, halt noch Sticker, Postkarten mit dem Covermotiv und dem Brief der Autorin und Werbekram, aber wo sind denn jetzt die 35€ hingeflossen? Klar, auf der Rechnung stehen 15€ für Goodies, 15€ für Buch, 5€ Versand. Aber wir alle wissen, dass es so etwas wie Buchhandelsrabatt und Einkaufspreise gibt. Ich mache also an dieser Stelle mal wieder den Vergleich zur Schmökerbox auf (entschuldigt, dass ich die so oft erwähne, aber bisher ist sie Preis-Leistungs-technisch die beste Box, die ich kenne). Die Schmökerbox kostet insgesamt 5€ mehr als die Bücherbüchse und enthält dazu ein Hardcover zum Ladenpreis von 22-24€. Die Bücherbüchse hingegen ein Taschenbuch für 15€. Und jetzt schaut euch doch nochmal den Inhalt der Schmökerbox im Buchboxtest #1 an. Findet den Fehler. Von den fragwürdigen Rabattierungen, die all diese Jugendbuchboxen anbieten (ob durch Rabattcodes oder runtergesetzte Altboxen) will ich erst gar nicht anfangen. Es gibt nämlich etwas in Deutschland, das sich Buchpreisbindung nennt. Und auch ohne mich intensiv damit auseinandergesetzt zu haben, weiß ich, dass die auch für Buchboxen mit Zusatzartikeln gilt. Und nein, die Buchpreisbindung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eingehalten, wenn eine Box mit Buch drin vom 30 auf 20 Euro reduziert wird, auch wenn das Buch nur 15€ kostet. Ich werfe da mal die Begrifflichkeiten „unzulässige Zugabe“ und „angemessener Preisnachlass“ in den Raum…

Aber immerhin schlüsselt die Bücherbüchse in ihren Rechnungen die Inhalte noch in die Kategorien Buch, Goodies und Versandkosten mit jeweiligem Mehrwertsteuersatz auf, was Witchcrown und Chest of Fandoms anscheinend zu kompliziert ist, da werden einfach 19% für den „einen“ Artikel Buchbox draufgeschlagen. Die Bücherbüchse ist zweifellos noch die Beste unter den deutschen Jugendbuchboxen mit ein paar schönen Ansätzen, doch wann kommt endlich eine wirklich gute Jugendbuchbox auf den Markt?

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