Das Leben und ich

„Manche Menschen zünden Kerzen an, wenn sie mich kommen sehen. Andere ziehen die Gardinen zu und hoffen, dass ich vorübergehe.“

Wie erklärt man Kindern den Tod? Eine Frage, mit der sich alle Eltern eines Tages konfrontiert sehen. Wie das plötzliche Verschwinden der Oma, wie die Regungslosigkeit der Katze, wie die eigenen Tränen erklären? Und wenn dann der erste Hinweis gefallen, Unverständnis und Angst in Kinderaugen tritt, wie beruhigen? Ein Allheilmittel, das bei jedem Kind Anklang findet, wird man vergeblich suchen. Einige geben sich mit der ersten Erklärung zufrieden, andere belastet das Thema wochenlang. Ich jedenfalls hätte mir ein Buch wie „Das Leben und ich“ gewünscht. Hätte leichter Frieden finden können mit diesem abstrakten „Tod“ in Gestalt eines Mädchens mit Blumen im Haar. Einem Mädchen, das so gar nicht böse wirkt, einfach nur ist, in jedem von uns, zusammen mit dem Leben. Es hätte mich beruhigt, mir vorzustellen, wie sie, Arm in Arm einander stützend, mit den Alten davonhumpelt, „jene[n], die satt sind vom Leben, wie man von Essen satt sein kann“. Wie sie jenen, die niemals das Licht erblickten von der Welt erzählt und mit Kindern wie mir durch die Pfützen hüpft.

„Ich gebe jedem eine Antwort. Ich halte nichts verborgen oder geheim.“

Warum? Ich glaube, ich hätte es verstehen können, dieses Mädchen, das Elefanten, Tiger und Opa kennt. Hätte verstanden, dass ich da bin, weil es sie gibt, sie, die Platz schafft „für alles, was Wurzeln schlägt und wächst“, „für neue Träume und Wörter“. Hätte Trost gefunden in der Gewissheit, dass es eines gibt, das bleibt. Das nicht zurückweicht vor dem Tod… Die Liebe.

Voller Poesie kommt „Das Leben und ich“ daher. Trieb mir Tränen in die Augen allein ob der leisen Verse voll endgültiger Ehrlichkeit und ruhiger Gewissheit. Alt und Jung werden Antworten finden in Elisabeth Larsens Worten und Marine Schneiders stimmungsvollen Zeichnungen, die beweisen, dass weniger manchmal mehr ist. Eine Empfehlung von Herzen.

Elisabeth Helland Larsen/Marine Schneider | Das Leben und ich | Aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein | Kleine Gestalten | 48 Seiten | 14,90 € | ISBN  978-3-89955-770-1

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Nicht gehört, aber reingeschmult: Eine interessante Alternative für jene, die mehr Fragen haben, die nachbohren, die wissen wollen, ob man „ein weißes Licht [sieht], wenn man stirbt? Kann mein Körper noch sprechen, wenn ich tot bin? Kann ich zusammen mit meinem Hamster bestattet werden?“. All diese Fragen beantwortet „Was passiert, wenn ich tot bin?“, gelesen von Britta Steffenhagen, in „lustigem, aber immer respektvollem Ton“ (Klappentext).

Hier geht’s zur Hörprobe.

Caitlin Doughty | Was passiert, wenn ich tot bin? | Gelesen von Britta Steffenhagen | speak low | 235 Minuten | 12,00 € | ISBN 978-3-940018-99-1

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