The Huntress

Zugegeben, dem düster-blutigen Cover und mysteriösen Klappentext (der da lautet: „Sie jagt ohne Gnade. Sie ist böser als die bösen Jungs. Sie ist the Huntress.“) nach zu schließen, hatte ich eher mit einer Dark Fantasy-Story gerechnet, als mit einer Detektiv-Geschichte, aber hey, ich will mich nicht beklagen. Denn „The Huntress“ vermochte es durchaus öfter als nur dieses eine Mal, mich zu überraschen…

Rena Sasaki jagt korrupte Ermittler. Sie ist zielstrebig, klug, unnahbar, die beste auf ihrem Gebiet, vor allem jedoch eines: Einzelgänger. Als nun die junge und unerfahrene Kotoha Minemori ihrer Spezialabteilung zugeteilt wird, ist sie wenig begeistert. Denn in einer Zeit, wo sie den Versuchen, sich ihrer zu entledigen, nur noch mit knapper Not entkommt und ein längst tot geglaubter Feind auf den Plan tritt, kann sie weiteren Ballast so gar nicht gebrauchen.

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Bevor wir zum Inhalt kommen, noch ein paar Worte zur wirklich schönen Gestaltung dieser „quasi Deluxe“-Ausgabe, vereint sie doch die ursprüngliche Manga-Dilogie in einem (nebenbei gesagt wirklich wertig verarbeiteten Hardcover-) Band. Der Zeichenstil, dem ich ohnehin bereits bei Erstkontakt mit dem Titelbild erlegen war, hat mir außerordentlich gut gefallen. Und das nicht nur, weil ich, plump gesagt, die Bilder schön anzuschauen fand, sondern auch wegen der atmosphärischen Details und den verständlich dargestellten Kampfszenen (die Manga- und Manhwa-Leser unter euch wissen, was ich meine; für die anderen: Es gibt mehr, als nur ein abgeschnittenes, grob skizziertes Körperteil mit tausend Luft-Linien zu sehen).

Was die Charaktere angeht, so fühlte ich mich durch Rückblenden und konsistentes Verhalten gut an die Hand genommen, zumindest in Bezug auf die beiden Protagonistinnen. Bei den Antagonisten und Nebencharakteren hingegen hätte ich mir mehr Unterfütterung gewünscht, insbesondere die „Bösen“ wirkten einfach nur böse und klischeebeladen. Nicht nur den Figuren, sondern auch der Geschichte selbst hätte ein weiterer, entschleunigender Band nicht geschadet, der solchen Momenten Raum gibt. Denn selbst in dem Wissen, dass es sich hierbei um einen Manga handelt, der durch die Leseart naturgemäß gefühlt ein rascheres Tempo an den Tag legt, ging es mir insgesamt zu schnell. Aufgeworfene Fragen wurden zwei Seiten später bereits beantwortet und verhinderten so einen anhaltenden Spannungsbogen zugunsten vieler kleinerer Ausbrüche.

Dennoch: Wenn sie auch kurzweilig und nicht die Neuerfindung des Krimi-Genres sein mag, so hat die Geschichte um „The Huntress“ mit ihren kleinen, kreativen Sherlock-Momenten und dem zugrundeliegenden Charakterfundus Spaß gemacht.

Hiro Kiyohara, Keisuke Matsuoka | The Huntress | Aus dem Japanischen von Gandalf Bartholomäus | Egmont Verlag |  384 Seiten | Preis:  20,00€ | ISBN 9783-7704-5564-5

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