Animant Crumbs Staubchronik

Nach dem schrecklichen Lesedebakel in der vergangenen Woche wollte ich keine Leseflaute riskieren und griff darum zu einem meiner Jahreshighlights von 2017: »Animant Crumbs Staubchronik« von Lin Rina.

Wir tauchen ein ins späte 19. Jahrhundert und begleiten die Büchernärrin Animant, deren Mutter zu ihrem Leidwesen einzig die Suche nach dem perfekten Ehemann im Kopf hat. Als sich die Gelegenheit bietet, den unliebsamen Hochzeitsplänen für eine Weile zu entkommen, nutzt sie die Chance und tritt eine Stelle als Bibliothekarsassistentin in London an. Womit sie allerdings nicht gerechnet hat, ist der unhöfliche und verschrobene Bibliothekar, der alles andere als begeistert über ihre Ankunft ist…

Zugegebenermaßen habe ich eine kleine Schwäche für Bücher, die von Büchern handeln, noch dazu für so schön ausgestattete wie dieses Exemplar (Cover und Buchrücken sind nun einmal zum niederknien). Lin Rina pflegt einen sehr angenehmen, spritzigen Schreibstil, der es einem leicht macht, die Zeit zu vergessen. Trotz dieses modernen Ansatzes vollbrachte es die Autorin, eine historische Atmosphäre zu erschaffen, indem sie durch die Augen von Animant auf die Bedeutung der kleinsten Gesten einging, die zu dieser Zeit den Unterschied zwischen Pöbel und höherer Schicht offenbaren konnten. Auch die geschickte Einbindung von zeitgeschichtlichen Themen wie etwa der Technisierung, Religion und Rollenverteilung der Geschlechter blieben mir positiv im Gedächtnis.

Animant ist eine wunderbare Protagonistin, die mir mit ihrer Schlagfertigkeit und emanzipierten Art schnell ans Herz wuchs. Ihre Charakterentwicklung ist glaubhaft und vor allem kontinuierlich eingebunden worden, was leider nicht immer der Fall ist. Vor allem das Anwachsen ihrer Gefühle für einen gewissen Herrn wurde durch das zunehmende Kreisen von Animants Gedanken um besagte Person lebensnah geschildert, wobei diese Stellen anders als zu erwarten für mein Empfinden nie den Punkt erreichten, an dem ich ernsthaft genervt war. Auch die Nebencharaktere waren allesamt anständig ausgearbeitet und mit eigenen kleinen Storylines versehen, die nicht nur die Figuren selbst, sondern die Geschichte im Allgemeinen aufwerteten.

1 Buchrücken

Ja, »Animant Crumbs Staubchronik« ist eine vorhersehbare Liebesgeschichte. Aber sie ist so liebevoll geschrieben, dass ich mitfieberte (obwohl ich das Buch schon kannte) und mir das ein oder andere Mal ganz warm ums Herz wurde. Einzig das Ende hätte für meinen Geschmack noch etwas mehr Ausbau verdient gehabt. Meiner Begeisterung tat dies allerdings keinen Abbruch. Wenn ihr euch also von meiner kurzen Rezension angesprochen fühlt, so zögert nicht und greift zu! Lasst euch verzaubern von dieser liebenswerten Geschichte über zwei Dickköpfe und ihre Liebe zu Büchern…

Lin Rina | Animant Crumbs Staubchronik | Drachenmond Verlag | 552 Seiten | 16,90 € | ISBN 978-3-95991-391-1

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